Tyros

Tyros
Tyros,
 
lateinisch Tyrus, phönikisch Sor, antike Stadt an der Küste Libanons, heute Sur. Die phönikische Stadt lag ursprünglich auf zwei Inseln, die von König Hiram I. (um 969-936 v. Chr.) zu einer einzigen Insel vereinigt wurden; diese ließ Alexander der Große durch einen Damm mit dem Festland verbinden (wodurch er Tyros 332 v. Chr. erobern konnte). Auf dem Festland lag Palai-Tyros (heute Tell Rachidije). Tyros ist seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. bezeugt. Im 11./10. Jahrhundert v. Chr. wurde es neben Sidon zur mächtigsten Handelsstadt Phönikiens und zum Ausgangspunkt phönikischer Kolonisation (u. a. Gründung von Utica und Karthago). König Hiram unterhielt Handelsbeziehungen zu König Salomo. Von den Königen Assyriens und Babyloniens abhängig, bewahrte sich die Inselfestung dennoch ihre faktische Unabhängigkeit; Nebukadnezar II. konnte sie 572 v. Chr. trotz 13-jähriger Belagerung nicht erobern. Seit 64/63 v. Chr. römisch, blieb Tyros durch Glas- und Purpurproduktion bedeutend. 638 durch die Araber erobert, kam es 1124-1291 in die Hand der Kreuzfahrer; danach wurde es stark zerstört.
 
Von der hoch gebauten phönikischen Stadt des 9. Jahrhunderts v. Chr. gibt es eine Darstellung auf den Bronzetoren von Imgur-Enlil. Durch Ausgrabungen am Süd-Hafen und 2 km landeinwärts (in einer Nekropole) konnten in den 1970er-Jahren Bauten römischer und byzantinischer Zeit gesichert werden: Säulenstraße mit Triumphbogen, Aquädukt, Thermen, Palästra (?), christliche Basilika, auch die Kreuzfahrerkirche; die phönikische Stadt und der Hafen liegen noch verschüttet, Einzelfunde stammen v. a. aus phönikischen Gräbern im Tell Rachidije: Aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. wurde eine Bronze mit getriebenen Tierkampfszenen ausgegraben, aus dem 8.-6. Jahrhundert v. Chr. wurden Keramik (Kleeblattkannen), Terrakottastatuetten (Oranten, Orans) und Kalksteintorsen gefunden. In der Umgebung sind große phönikische (?) Bassins mit Aquädukten erhalten. Das »Grab des Hiram« ist ein monumentaler Steinsarkophag aus persischer Zeit. Die libanesische Regierung und die UNESCO, die Tyros 1983 zum Weltkulturerbe erklärte, bemühen sich, der Gefährdung der Ruinenstätte (durch Raubgrabungen) ein Ende zu setzen.
 
 
M. E. Aubet Semmler: Tiro y las colonias fenicias de Occidente (Barcelona 1987).

Universal-Lexikon. 2012.

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